Kirche + Leben 07.04.2013
Gute Ware preiswert abzugeben
CARITAS-SHOP Die Caritas präsentiert in Rees ein weiteres Angebot: In einem neuen Laden werden
Lebensmittel, Kleidung und Wäsche für einen kleinen Obolus an Bedürftige in der Stadt verkauft.
Montags und donnerstags geht es stundenweise im Caritas-Shop in Rees wie in einem Bienenstock zu. Das Geschäft brummt. Allerdings werden die Betreiber dabei nicht reich: Für pauschal einen Euro können sich die Kunden mit allem eindecken,was sie benötigen. Und das sind oft die notwendigen Güter des täglichen Bedarfs: Brot, Gemüse oder Wäsche - alles, was Sozialhilfeempfänger oder alte Menschen mit bescheidenen Renten im Alltag teuer bezahlen müssten. Da sie einen kleinen Obolus für die mitgenommenen Artikel geben, müssen sie diese nicht als Almosen ansehen. Die Caritas in Rees hat mit dem Shop eine Einrichtung geschaffen, die materielle Not lindert. Eine Bedürftigkeitsbescheinigung sollte vorliegen. Dann muss man sich nur noch trauen, die Schwelle zum Laden in der Fallstraße zu überschreiten, und schon zählt man möglicherweise ein paar Wochen später zu den Stammkunden.
Ohne Verzug gestartet
Den Shop gibt es seit Dezember 2012, und er wurde von Anfang an gut angenommen. Der Erfolg gründet auf der Arbeit von rund 30 ehrenamtlichen Helfern, die sich dort im wöchentlichen Turnus jeweils eineinhalb Stunden engagieren. Die Zusagen der Ehrenamtlichen trafen prompt ein. »So konnten wir praktisch ohne Verzögerung starten. Das Schöne in Rees ist ja, dass man sich kennt«, sagt Pastoralreferent Ludger Dahmen, der im Pastoralteam die karitativen Einrichtungen koordiniert und im Shop als Ansprechpartner für Problemfälle auftritt.
Jeder Kunde kann mitnehmen, was ihm gefällt - sei es Geschirr oder ein spannendes Buch. All es in angemessenen Mengen. Mit der Zeit sind den Mitarbeitern die Personenzahlen von Bedarfsgemeinschaften bekannt. Aber es kommen auch viele Einzelpersonen.
Um die Abteilung Lebensrnittel und das Büro kümmert sich Christel Stenzel. Ansprechpartnerin im Textilbereich ist Maria Saalmann. Sie ist stolz auf eine Waschmaschine, mit der man auch gebrauchte, schmutzige Kleidung wieder auf »verkaufsgerecht « trimmen kann. Nach sechs Wochen weichen nicht verkaufte Textilien einem neuen Sortiment. Die alten Kleider gehen über die Malteser und die KAB in den Kosovo und nach Montenegro. Die Weiterverwertung ist also garantiert. Die Motive der Helfer sind unterschiedlich: die Unterhaltung am Nachmittag, der starke Publikumsverkehr,
das Bewusstsein, etwas für andere zu tun, oder eine neue Aufgabe nach der Kinderphase.
Spenden für den Shop fließen reichlich. Schon frühmorgens holen die Mitarbeiter die Ware bei den Geschäften ab. Im Laden wird alles sorgfältig überprüft und sortiert. Die meisten Kunden kommen bereits um 14 Uhr ins Geschäft.
Schon seit 40 Jahren gibt es in Rees eine Kleiderkammer. 2005 wurde dann ein Second-Hand-Shop in den Pfarrräumen eingerichtet. Der Verein »Präsenz e. V« unterhielt zusätzlich eine Lebensmittelausgabe. Doch das wurde ihm schließlich zu teuer. Die Bedürftigkeit in der kleinen Rheinstadt war aber weiterhin gegeben.
So kam man auf die Caritas zu, die sofort Zugriff, als ein Jeansladen in der Fallstraße schließen musste. DieCaritas kooperiert auch mit der Möbelkammer des Theodor-Brauer-Hauses. Sie hat geholfen, Trennwände, Tische und ein Schieberegal herzustellen.
Als Mieter für die beiden Räume tritt die Pfarrgemeinde St. Irmgardis auf. Der Kirchenvorstand besorgte Sponsoren. Die Nebenkosten aber trägt der Shop selbst. Einmal im Jahr werden alle Helfer eingeladen. »Für ein herzliches Vergelt's Gott«, sagt Dahmen.
Neues Caritas-Angebot
Die Ähnlichkeit mit den ebenfalls ehrenamtlichen »Tafeln« ist unübersehbar. Allerdings bedauert Dahmen: »Schade, dass wir nicht deren Vorteile genießen. Doch wir suchen nach einer losen Kooperation, zum Beispiel beim Austausch von Überschüssen!« So ist der Shop an der Fallstraße eine weitere Initiative im Programm der lokalen Caritas und ergänzt die Angebote wie Betreuung, Hostessen für das Agnes-Heim oder Essen auf Rädern. Der Erfolg hat sich in der Stadt herumgesprochen. Manche Reeser kaufen mittlerweile sogar extra für den Shop ein; ein
älterer Herr möchte in den Sommerferien gar die Kosten für zwei Kinderfreizeiten spendieren.
Martha Agethen